Zum traditionsreichen Schuru-esch-Schams Sloughi-Treffen vom 26.-28. Februar waren wir erstmals eingeladen. Im exzellenten Landgasthof Hessenmühle, Kleinlüder in der Nähe von Fulda, war ein vielfältiges Programm vorgesehen, im Kreis der eingefleischten Schuru-esch-Schams Freundesfamilie, mit erfahrenen Referenten. Wir freuten uns sehr, den Züchtervater unserer beiden Sloughirüden Parween und Qa'ani bei dieser Gelegenheit wiederzusehen, vor allem aber interessierte es uns brennend, die vielen Wurfgeschwister unserer Wüstenprinzen wiederzusehen. Der Anlass war als Welpentreffen der Würfe N * O * P * Q angesagt und wir hofften, möglichst viele der Wurfgeschwister würden an dem Anlass teilnehmen. Wie sehr würden wohl inzwischen die Geschwisterchen unseren beiden Lieblingen ähnlich sehen?

Sloughitreff 1


Kurz vor unserer Abreise erreichte uns leider eine sehr traurige Nachricht: Die Züchterfamilie konnte sehr kurzfristig aus wichtigen persönlichen Gründen diesmal nicht am Treffen mit dabei sein. Am liebsten hätte ich gleich das vollgepackte Auto wieder leergeräumt und alles abgesagt. Wir haben dann aber doch sehr traurig und besorgt die für unsere Verhältnisse weite, 500 km lange Fahrt in Angriff genommen. Nur schon diese lange Fahrt, inklusive einem nervigen 20 km Stau kurz vor unserem Ziel, war für unsere Sloughi-Buben eine sehr ungewohnte Angelegenheit, die sie aber dank verschiedener Zwischenstops doch gut gemeistert haben. Unser Senior Charengo durfte mit dabei sein, er nahm das ganze absolut gelassen mit der Weisheit und Lebenserfahrung seiner bald 11 Jahre, während unsere beiden Doggendamen einen unbeschwerten Ferienaufenthalt im Haus einer befreundeten Doggenzüchterin geniessen durften.


Sloughitreff 2


Ja, dieses verlängerte Wochenende unter Sloughis und Sloughi-Freunden war ein echtes Erlebnis für uns alle. Vielerlei nicht ganz einfache und jedenfalls ungewohnte Situationen boten für uns immer wieder Herausforderungen, welche wir so gut es ging zu meistern versuchten. Bereits ein erster Prüfstein war leider das uns zugewiesene Hotelzimmer. Es befand sich in der romantisch gelegenen Fischerhütte, etwas abseit des Haupthauses, im ersten Obergeschoss. Erreichbar über eine enge und steile Treppe mit offenen Stufen aus blank poliertem Stein, im unteren Teil als kurze Wendeltreppe angelegt. Unsere Sloughis die kennen keine derartigen Treppen! Auch wenn sie mit breiten, griffigen Betontreppen wie sie zB in Unterführungen anzutreffen sind keinerlei Probleme bekunden. Wir wollen die Gesundheit ihrer im Wachstum befindlichen Gelenke nicht aufs Spiel setzten, unsere jungen Quirle haben bei uns striktes Treppenverbot. Quintessenz: Nachdem wir unseren guten Willen gezeigt hatten und in geduldiger Trainingsarbeit wenigstens den Parween auf eigenen Läufen ins Zimmer hoch gelockt hatten, blieb mir beim jüngeren Qa'ani keine andere Wahl als das Federgewicht schliesslich die Treppe hochzutragen. So konnte das nicht funktionieren! Der Kleine muss auch frühmorgens vor Tagesanbruch noch fürs Pipi raus, das war so viel zu gefährlich! Wir bekamen dann nach längerer Suche doch noch ein alternatives Logis, diesmal im Erdgeschoss desselben Fischerhauses, dieses Problem war also glücklich gemeistert. Treppab zu unserem neuen Domizil musste ich dann sogar beide Sloughibuben tragen...


Sloughitreff 3


Dann, vor dem Abendessen, wollten wir unseren jungen wilden Sloughis nach der langen und anstrengenden Autofahrt doch noch einen kleinen leinefreien Ausflug im Freien gönnen, sie sollten so richtig Dampf ablassen können, damit sie dann im Restaurant sich halbwegs anständig benehmen würden. Doch, oh Schreck, plötzlich schreit der arme Parween ganz herzerbärmlich auf: Da stand und lag ein halb vergammelter Stacheldrahtzaun auf der Wiese, Parween hatte sich daran verletzt und ein paar böse Schrammen eingefangen! Ich verfluchte diesen Stacheldraht und meine eigene Unaufmerksamkeit! Solche Zäune sind in der Schweiz wegen der schrecklichen Verletzungsgefahr ja längst verboten, damit hatte ich einfach nicht gerechnet!


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Nun, in der Zwischenzeit war es doch recht spät geworden, wir erreichten den unserer Gruppe zugewiesenen Speisesaal als fast letzte der ganzen Gruppe. Entgegen der Ankündigung, waren wir nicht die einzigen Gäste im Landgasthof, sondern mussten die Lokalität mit mehreren andern Gruppen teilen...   Alle ruhigen Plätzchen im Randbereich mit genügend grossen Eckplätzchen für die Lager der Sloughis waren natürlich längst besetzt, wir Neulinge in der Gruppe bekamen gerade noch im Eingangsbereich eine sehr eng gestuhlte Sitzgelegenheit, wo schon ohne Sloughis kaum ein Durchkommen war um zum reichhaltigen Buffet zu gelangen. Zudem führte der Zugang zum Speisesaal für Personal und Gäste immer zwingend an unseren Sitzplätzen vorbei! Nun, es war heute bereits das vierte Mal wo ich knapp davor stand, den ganzen Anlass abzublasen und kurzerhand wieder nach Hause zu fahren. Aber wir blieben, ich war schlicht zu müde um das ganze Gepäck wieder ins Auto zu packen und auch noch die Nacht durchzufahren. Einen Unfall wollte ich einfach nicht riskieren.


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Auf den für Freitagabend angekündigten Sloughi-Kultfilm "Der Prinz unter den Hunden" hatte ich mich seit Tagen gefreut. Dieser Film war dann leider die nächste Enttäuschung für mich: Rührendes Geschichtchen im Stil einer billigen Soap Opera, Menschenpsychologie auf ein Sloughi-Paar übergestülpt, meine Begeisterung hielt sich in engsten Grenzen. Nächste Enttäuschung: Es waren kaum Wurfgeschwister aus dem P- und dem Q-Wurf anwesend. Die Hoffnung blieb, dass vielleicht doch noch einige weitere Q- und P-Sloughis erst am Samstag zu uns stossen würden.


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Am Samstag stand nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffen (mit den Sloughis, diesmal glücklicherweise ohne Platzprobleme da wir als erste im Speisesaal eingetroffen waren - Langschläfer sind wir definitiv nicht!) ein Fotoshooting auf dem Programm. Dieseses Fotoshooting erschöpfte sich dann allerdings in einem einfachen Gruppenfoto, mehr schlecht als recht gelungen, da eher eine Panorama-Aufnahme entstand... Meine Hoffnung, bei dieser Gelegenheit vielleicht auch kleinere Gruppenfotos mit den anwesenden Vertretern der jeweiligen zu feiernden Würfe zu bekommen scheiterten kläglich und diskussionslos. Waren doch von jedem der rund 10 Welpen starken Würfe bloss 2 oder maximal 3 Vertreter an dem Anlass präsent. Interessant für uns war, dass unsere beiden Jungspunde wohl die allereinzigsten der vielen anwesenden Sloughis waren, die nicht fein gekleidet in einem wärmenden Sloughimäntelchen daherkamen! Immerhin, mit ihren neuen selbstgefertigten Schmuckhalsbändern präsentierten sich nun auch unsere beiden Wüstensöhne hübsch herausgeputzt, und konnten es diesbezüglich mit der übrigen eleganten Vierbeinergesellschaft problemlos aufnehmen.


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Nun stand ein gemeinsamer Spaziergang mit unseren Hunden auf dem Programm. Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich leider: Es war durch und durch ein Leinenspaziergang! Definitiv nichts für uns und unsere Vierbeiner! Also liessen wir, als die Sache definitiv geklärt war, die Gruppe an uns vorüberziehen und genossen im Anschluss unseren eigenen tollen privat-familiären Spaziergang in der wunderschönen Natur. Inzwischen wussten wir ja, wo die gefährlichen Stacheldrähte sich befanden, so dass wir weitere Verletzungen vermeiden konnten. Unsere Freude war gross, als wir gegen Ende unserer Privatwanderung doch noch eine kleine gemischte frei laufende Gruppe Sloughi-Saluki mit zugehörigen Zweibeinern trafen, was unseren beiden Sloughi-Buben wenigstens diese eine Gelegenheit bescherte, kurz mit ihresgleichen springen und rennen zu dürfen...


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Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Speisesaal, wo wir diesmal glücklicherweise früh hinkamen und einen günstigen Platz auswählen konnten, stand eine Vorstellungsrunde der Teilnehmer im Seminarraum auf dem Programm. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, bei dieser Gelegenheit eine kleine feine Attacke zu reiten gegen einige der Teilnehmer, welche uns am Vorabend unmissverständlich klargemacht hatten, wie verantwortungslos und falsch sie es beurteilen, dass wir gleich zwei fast gleichalte junge Sloughis in unsere Vierbeinerfamilie aufgenommen hatten. Sowas kann und darf einfach nicht sein!
In den Augen dieser Sloughi-Spezialisten ist unausweichlich die Katastrophe vorprogrammiert, wenn nicht ein einzelner Sloughi-Welpe zu einem bereits vernünftigen älteren Sloughi hinzugenommen wird, und dieser dann die notwendige Erziehungsarbeit des Jungspundes übernehmen kann.


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Alle unsere Erklärungen und Informationen waren auf definitiv taube Ohren gestossen. Solche vorgefasste Überzeugungen zu relativieren scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Dass für mich der Umgang mit unseren beiden feinen Sloughi-Buben praktisch einem Sonntags-Spaziergang gleichkommt, im Vergleich zur fordernden Zeit mit unseren jungen Deutschen Doggen vor fünf Jahren, sowas können diese Sloughi-Narren schlicht nicht nachvollziehen. Diese Leute kennen ganz einfach nicht das Glück, mit zwei jungen, tagtäglich überschwänglich spielenden und voller Lebensfreude über die Wiesen fliegenden Sloughis durchs Leben gehen zu dürfen. Die noblen Sloughis dieser Leute die spazieren wohl von jüngsten Welpenbeinen an Tag für Tag an Leinen aus feinstem Leder durch die Strassen, stets weich gebettet und in kuschelige Mäntelchen gehüllt, und kennen den Freilauf wohl kaum. Solche Hunde benehmen sich dann auch perfekt angepasst bei ihren eleganten Städtli- und Restaurantbesuchen, keine Frage. Artgerechte Haltung kann ich sowas nicht nennen.


Sloughitreff 10


Im Anschluss wurden wir mit einem Foto- und Kurzfilm-Vortrag nach Tunesien entführt, ein persönlicher Reisebericht von einer traditionellen Hasenjagd - wobei die relevanten Bilder der eigentlichen Hasenjagd leider fehlten, der Hase war schneller gewesen als der Fotograf... Interessant schien mir der fassungslose Kommentar einer besorgten Zuhörerin, ob sich denn die Sloughis in der unwirtlichen, mit Steinbrocken übersäten Gegend bei einer solchen Jagd nicht schlimm verletzen würden...   ja, in den Augen der Damen und Herren dieser erlauchten Gesellschaft war es offensichtlich auch eine veritable Sünde, dass unsere beiden Sloughis doch tatsächlich auf dem blanken (warmen Linoleum-) Boden liegen mussten, wir bekamen für die zwei unglücklichen, definitiv nicht standesgemäss gebetteten Rüden umgehend zwei Kuschel-Decken angeboten... nette Geste, die wir dankend angenommen haben. Unsere Sloughis haben sich gefreut...


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Nun, die nächste kleine Katastrophe war bereits im Anzug: Ich hatte die Pause vor dem Vortrag leider nicht genutzt, um mit Qa'ani kurz nach draussen zu gehen fürs Pipi. Er hatte so zufrieden geschlafen dass ich ihn nicht wecken wollte. Dann, mitten im Vortrag, wurde der kleine Wichtelmann unruhig, mir wurde sofort klar, da pressiert's! Aber genauso rasch wurde mir klar: Alle Wege nach draussen waren versperrt, überall lagen die luxuriös gebetteten Sloughis in ihren wunderbaren weichen grossen Hundebetten in den Gängen zwischen den Tischreihen, da war ganz einfach kein Durchkommen für uns! Das Malheur folgte dann also quasi auf dem Fusse, ein goldgelbes Bächlein breitete sich aus unter dem verzweifelten Qa'ani... Die liebevollen Kommentare von vorne und von hinten erreichten uns ohne Verzug, aber noch immer hatte kein einziger der Teilnehmer die Gnade, seinen weich gebetteten Sloughi ein wenig zur Seite zu rücken um uns durchschlüpfen zu lassen. Stattdessen kamen von überall die dezidierten Warnungen: "Hier geht's nicht gut!" Sollte ich einfach lauthals in die Runde schreien: "So lasst uns doch einfach irgendwo durch!!!" Ich hab's nicht getan, wir sind ja anständige Leute. Schliesslich blieb uns gerade noch der Weg ganz vorn bei Referent und Leinwand, ich gab mein bestes die Läufe meines verzweifelten und leicht verwirrten Sloughibuben einzeln über die in grossen losen Schlaufen daliegenden Kabelknäuel zu heben. Da nützten uns die völlig überflüssigen Warnungen "Achtung, Kabel!" nicht wirklich viel! Ich fühlte mich mittlerweile mit unseren Sloughis definitiv nicht als "Freund unter Freunden" angenommen in dieser Gruppe. Da gehörten wir einfach nicht dazu!


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Nächster Programmpunkt war ein interessanter, kurzweilig und absolut kompetent präsentierter Schulungsvortrag zum Thema "Zahnhygiene beim Hund". Da gab's sogar für mich nichts zu mäkeln, sozusagen das Highlight des Wochenendes, wenn auch natürlich ganz und gar nicht Sloughi-spezifisch. Glücklicherweise war die Referentin kompetent genug, auf den zunächst angekündigten "praktischen Teil" zu verzichten (ich hatte mir bereits überlegt, diesen letzten praktischen Teil meinen Sloughis zu ersparen und einfach zu streiken). Sowas geht die vernünftige Hundehalterin am besten in Ruhe zu Hause und sachte Schritt für Schritt an, nicht überfallmässig in der Unruhe und Fremdheit eines vielbevölkerten Konferenzraumes....


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Hingegen wiederum sehr enttäuschend war der als "Festlicher Hüttenabend mit Programm" angekündigte Samstagabend, wofür ich mir extra eine wunderschöne Djellaba genäht hatte, um in der noblen Gesellschaft auch ein wenig mithalten zu können. Leider nichts dergleichen. Meine schöne Djellaba blieb unbenutzt im Hotelzimmer liegen. Aber an solche Enttäuschungen hatte ich mich ja mittlerweile gewöhnt. Auch von den ursprünglichen Programmpunkten "Sloughis in der Kunst" und "Windhund-Psychologie" war auf dem definitiven Programm nichts mehr zu sehen.


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Wir hatten inzwischen mehr als genug erlebt an diesem Wochenende, hatten uns den Herausforderungen gestellt und alles schlecht und recht gemeistert. Eigentlich wollten wir anständig bis zum Ende der Veranstaltung bleiben, welche am Sonntag nach dem Mittagessen enden sollte. Nun aber war das Sonntagsprogramm bis weit in den Nachmittag hinein ausgedehnt worden. Wir wollten unsere Doggenladies nicht unnötig und ungeplant noch eine Nacht länger "in der Fremde" lassen, und der Gedanke in nächtlicher Dunkelheit fahren zu müssen behagte mir ganz und gar nicht. Zudem wusste ich, dass wir besser genügend Zeit für die Rückfahrt einplanen mussten. Und wenn wir schon nicht mit der Gruppe gemeinsam abschliessen konnten, so konnten wir ja ebenso gut gleich nach dem Frühstücksbuffet unsere Heimreise antreten, und auf den letzten Programmpunkt "Spielverhalten" gänzlich verzichten. Stattdessen genossen wir auf dem Nachhause-Weg einige wunderschöne, ausgedehnte Freilauf-Spaziergänge mit unseren Hunden, dies schien uns in dieser Situation mehr Wert als jegliches Gold der Welt.


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Ja, das war definitiv ein reich befrachtetes, abwechslungsreiches Sloughi-Wochenende. Verbunden mit vielen Eindrücken, viel Stress und vielen Enttäuschungen. Freunde haben wir nicht gefunden, wir sind sozusagen exotische Fremdlinge geblieben in dieser "Sloughi-Freunde-Familie". Unsere Sloughi-Buben haben viel gelernt, wurden immer wieder konfrontiert mit neuen, gänzlich ungewohnten Situationen. Zurück zu Hause scheint mir, die Jungs sind in kürzester Zeit um Monate älter und reifer geworden. Es war unser erstes Sloughi-Treffen, mag sein dass es auch das letzte bleiben wird. Aber wir sind keine Hellseher.



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