Nach zwei abwechslungsreichen Samstagen bei schönstem Frühlingswetter an den alljährlich vor Saisonbeginn wiederkehrenden Arbeitstagen auf den Rennbahnen in Lotzwil und Rifferswil feiern wir heute zur feierlichen Eröffnung der diesjährigen Rennsaison mit unseren beiden Sloughi-Boys einen ganz besonderen Tag: Die beiden dürfen sich unter Beweis stellen, sie sind für ihre Lizenzläufe angemeldet am allerersten Trainingstag der Saison, auf der Rennbahn in Lotzwil.

Nach der langen Winterpause hatten die beiden zwar keine Gelegenheit, das letztes Jahr gelernte nochmals aufzufrischen, aber sie haben nun das erforderliche Alter für die Lizenzprüfungen erreicht. Probieren geht über studieren, wer nicht wagt der nicht gewinnt, und so wagen wir das Abenteuer. Die letztjährigen Trainingsläufe hatten ja gezeigt, dass die beiden inzwischen geübt genug sind um es schaffen zu können. Helena, unsere hilfsbereite Vereinspräsidentin, hat liebenswürdigerweise die erforderlichen Begleithunde aufgeboten, da ich selber noch zu wenig bekannt bin in der Szene um zu wissen, welche Hunde bzw Hundebesitzer hierfür in Frage kommen könnten.

Diese Lizenzprüfungen werden wie folgt abgehalten: Zunächst bestreitet jeder Lizenzhund einzeln einen Solo-Lauf. Hierbei muss er zeigen dass er sich, korrekt mit Maulkorb und Renndecke ausgerüstet, anständig aus der Startbox starten lässt und der Hasenattrappe nachläuft. Falls dies gut klappt, so folgen im Abstand von mind. 1 Std. zwei begleitete Läufe. Der Lizenzhund läuft nun in Begleitung von zwei erfahrenen Rennhunden, mindestens einer hiervon gleichgeschlechtlich, und soll auch in dieser Situation zielgerichtet dem Lockmittel nachlaufen. Er darf hierbei keinerei Anstalten machen, einen der Begleithunde angreifen zu wollen.


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Parween war heute für mich die grosse, positive Überraschung des Tages. Obwohl er das ganze letzte Jahr hindurch mit der Startbox regelmässig Mühe bekundet hatte und auch ziemliche Probleme gezeigt hatte den Maulkorb zu akzeptieren, sogar während dem Lauf immer wieder versucht hatte sich diesen vom Kopf zu streifen: Parween, mein super Junge, er liess sich heute problemlos und ohne irgendwie zu zicken den Maulkorb überstreifen, liess sich anschliessend ruhig und wie selbstverständlich in die Startbox einsetzen, es schien mir fast wie ein kleines Wunder! Der Sololauf war mit Bravour bestanden. Später, unmittelbar vor dem ersten Begleitlauf kam es dann leider beim Warten auf den Einsatz auf dem Sattelplatz zu einer kleinen Differenz mit einem der Begleithunde: Parween näherte sich diesem Hund freundlich und interessiert und machte Anstalten, diesen zur Begrüssung beschnuppern zu wollen, worauf er von dem pensionierten Doppel-Europasieger sehr brüsk und auf's heftigste abgekanzelt wurde und etwas verdutzt rasch den Rückzug antrat.

Der anschliessende begleitete Lizenzlauf war für mich helle Freude, mein Parween lief wunderschön, eine ganze Weile lief er auch Seite an Seite mit einem der Begleithunde, es sah aus der Distanz aus wie ein absolut harmonischer, synchroner Paarlauf. Anschliessend auf der Zielgeraden kam es dann auch zur erhofften und erforderlichen Überholung: Mein Glück schien perfekt, mein Wunderbub Parween hatte hiermit seine Lizenzprüfung wohl bereits quasi mit Bravour bestanden. Umso mehr war ich dann völlig entgeistert als ich beim Mittagessen erfahren musste: Parween ist disqualifiziert, er hat nicht bestanden! Er habe, und dies ausgerechnet während dem aus der Distanz so harmonisch wirkenden "Paarlauf" mit dem Begleithund geschwätzt, er habe ihn "angeknurrt", dies sogar mehrfach und in voller Lautstärke!!! Ja, dass meine beiden "ein-Herz-und-eine-Seele"-Sloughis nicht selten lautstark miteinander kommunizieren während ihren spielerischen Wettläufen im Alltag, das ist mir bestens bekannt. Dass diese unbeschwerte Kommunikation nun von dem Bahnbeobachter als Aggression verstanden wurde und zur Disqualifikation führte: Für mich eine schlicht groteske Fehlinterpretation! Der einzige involvierte Hund der tatsächlich Aggression gezeigt hatte war der Begleithund, vor dem Lauf auf dem Sattelplatz. Was suche ich mit meinen Hunden eigentlich noch an solchen Events? Sind wir hier nicht einfach gänzlich fehl am Platz??!!!??


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Qa'ani, unser süsser kleiner Quirli, der in allen bisherigen Trainings während des vergangenen Jahres völlig selbstverständlich und voller Vorfreude auf den kommenden Lauf sich in die Startbox einsetzen liess, dem Maulkorb kaum Beachtung schenkte und der Hasenattrappe begeistert nachgelaufen war, er war heute völlig unerwarteterweise mein grosses Sorgenkind. Er wollte bereits bei seinem Sololauf partout nicht in die Startbox rein!!! Aber, es musste einfach sein, heute gab's einfach kein Pardon! Der Lauf selber war dann wie zu erwarten war völlig problemlos. Dennoch war ich sehr erleichtert zu erfahren, dass Qa'ani wegen der Startbox-Probleme nicht bereits beim Sololauf disqualifiziert wurde. Das Startbox-Problem wurde dann beim ersten Begleitlauf noch deutlicher, und nachdem es mir dank relativ rabiatem Nachhelfen doch gelungen war den widerspenstigen Kerl in die schmale Box zu stellen, da drehte sich der knochig-schlanke Wichtelmann doch tatsächlich mit ach und krach in der schmalen Box um, genau so wie er es Ende 2016 beim Fuchsjagd-Sololauf in derselben Startbox bereits zweimal getan hatte. Er verpasste deshalb den Start zum Begleitlauf um Längen, da er sich ja zuerst wieder zurückdrehen musste um aus der Box zu kommen. Der "Begleitlauf" wurde so quasi zu einem erneuten Sololauf, allerdings diesmal praktisch ohne sichtbare Hasenattrappe vorneweg. Aber Qa'ani lief trotz riesiger Distanz brav den beiden Begleithunden hinterher und beendete seinen Lauf korrekt. Wiederum zu meiner grossen Überaschung keine Disqualifikation! Qa'ani durfte also, anders als unser heutiger Goldjunge Parween, am Nachmittag auch noch seinen zweiten Begleitlauf absolvieren. Dieser wurde so geplant, dass der schnellere der Begleithunde nachgestartet werden sollte, jedoch erst nachdem Qa'ani aus der Startbox raus war. Ich versuchte nun, den kleinen Kerl so lang wie nur möglich Kopf voran in der Startbox festzuhalten, um ein erneutes Drehen zu verhindern. Eine ziemlich stressige Situation, nicht nur für Qa'ani, auch für mich. Der Start gelang diesmal wie gewünscht, aber oh Schreck: Ich hatte in der so turbulenten und hektischen Situation vergessen, Qa'ani vor dem Einsetzen in die Box das Halsband abzunehmen! Mit wehender aber zum Glück recht kurzer Leine am Halsband flog mein Bub davon über die Rennbahn! Der Lauf war diesmal super, wie erwünscht und geplant ein echter Begleitlauf mit Überholung, aber ich schämte mich in Grund und Boden!!! Auch der gute Bescheid, dass wenigstens Qa'ani heute seine Lizenzprüfung bestanden hatte war für mich neben der Erleichterung und einer klitzekleinen Freude fast noch mehr beschämend: Katastrophale Leistung aber bestanden der eine, überragende Leistung aber disqualifiziert der andere. Schwierig zu verstehen! Und am allermeisten schämte ich mich dafür, dass ich dem süssen Qa'ani-Bub heute gleich dreimal!!! mit Druck nachhelfen musste in die Startbox.


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Zu meine grossen Erleichterung: Der unkomplizierte Qa'ani scheint mir diese Startbox-Zwangsbehandlung nicht nachhaltig übelgenommen zu haben. Beide Sloughi-Jungs ahnen zum Glück nichts von diesen menschlichen Beurteilungen und Beurteilungskriterien. Sie haben einen interessanten Tag erlebt, viele spannende Hundebegegnungen geniessen können, wenn auch nie ohne Leine, und wirken glücklich und entspannt und auch ganz besonders anhänglich auch noch lange danach. Mein Goldjunge Parween wird vielleicht eine nächste Gelegenheit bekommen, nach dem heute bestandenen Sololauf anlässlich des Season Opening Coursing in Lotzwil in zwei Wochen seine Coursing-Begleitläufe zu absolvieren und, falls er besteht, damit seine Coursinglizenz zu erhalten, während ich Qa'ani dort bereits zu seinem ersten offiziellen Coursing anmelden darf, da Qa'ani mit seinen heute trotz grottenmieser Performance bestandenen Lizenzläufen sowohl die Renn- als auch die Coursinglizenz erworben hat. Sonderbarerweise ist das Endresultat dieser heutigen Lizenzläufe haargenau so wie ich ursprünglich spekuliert hatte: Qa'ani wird's wohl schaffen, bei Parween bin ich mir nicht ganz so sicher. Nur dass die erwarteten Problempunkte diametral entgegengesetzt waren, gemessen am Outcome. Exakt gemäss dem etwas doofen Spruch: Und erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!

Die wunderschönen Fotos wurden aufgenommen von René Broger, ganz ganz herzlichen Dank für diese tollen Bilder!







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