So wie Donaueschingen Ganador's Ausstellung war, so haben wir die Doppel-CACIB Ausstellung in Innsbruck für Parween geplant, als grosses Highlight seiner Show-Karriere. Sowas hatten wir bisher noch nie gemacht, eine zweitägige, wirklich grosse All-Breed Hallenausstellung im Ausland, dazu in Österreich, wo ich seit Jahrzehnten nie mehr überhaupt hingefahren bin. Aber wir hatten sozusagen diesen Floh ins Ohr gesetzt bekommen von Roland und Evgeniia: Roland war dort an beiden Tagen als Richter im Einsatz, Evgeniia wollte währenddessen ihre Qerima im Sloughi-Ring präsentieren und die beiden beschworen mich fast, meinen schönen Paarween dort ebenfalls zu zeigen, denn dort gäbe es praktisch überhaupt keine Sloughi-Rüden! Evgeniia würde meinen Schönen dort gerne im Ring präsentieren, und so dachte ich mir: Warum denn nicht? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Ein Erlebnis würde es auf jeden Fall werden, etwas ganz besonderes für uns alle, nur Mut!


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Nach dem Hitze-Wochenende in Donaueschingen allerdings war für mich klar: Nochmals sowas, ein ganzes Wochenende mit den Hunden in unserem alten WoMo ohne Klima-Anlage in der brütenden Sommerhitze mit Temperaturen weit über 30°, zudem diesmal auf einem Asphalt-Platz ohne jegliche schattenspendende Bäume, sowas kommt für uns nicht mehr in Frage, ob angemeldet oder nicht. Doch die Meteo-Prognosen waren moderat, Temperaturen um 26°, es sollte also kein Hitzeproblem geben.Trotz unzähligen mühsamen Baustellen auf der ganzen Strecke nach Innsbruck, trotz Sonder-Maut auf der Arlberg-Schnellstrasse, trotz kostspieligen Stellplatz-Gebühren für's WoMo, wir sind gefahren! Und als wir am späten Freitagnachmittag beim Messezentrum Innsbruck angekommen waren, hatten wir gerade noch mit viel Glück den letzten Stellplatz drinnen im Messe-Areal ergattern können, wie wir später herausfanden an für uns denkbar idealer Lage: Direkt beim grossen Eingangstor zum Messeareal perfekt für unsere mehrmals täglichen Ausflüge mit unseren drei Windis zu den wunderschönen, grosszügigen Parkanlagen der Stadt, und ebenso nah beim Hintereingang zu den Messehallen, wo sowohl die Windhund-Ringe wie auch der grosse Ehrenring direkt beim Eingang positioniert waren: Idealer hätte es für uns nicht sein können!


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Und noch eine weitere schöne Überraschung erwartete uns am Samstagmorgen: Die zwei in der Offenen Klasse gemeldeten Sloughi-Hündinnen waren ebenfalls aus der Schweiz - Sandra und John waren mit ihren zwei hübschen Ladies Nayla und Khalisa angereist, unsere lieben Freunde die uns schon so oft an Ausstellungen in der Schweiz helfend unterstützt haben! Eine Ausstellung also ganz unter Freunden, wie schön! Da konnte also eigentlich fast nichts mehr schief gehn! Das Wetter war zwar, anders als vorhergesagt, wiederum drückend heiss, aber ich hatte Glück: Bei meinem Rundgang durch die Hallen vor Beginn des Richtens fand ich einen Stand wo ich gute und nicht allzu teure Kühlmäntel für unsere drei Windis erwerben konnte, zudem auch ein praktisches und bequemes Hundebett für zuhause, eine preiswerte Liegematte für die Wartezeit am Ring, und drei wirklich fast unverwüstliche Halsbänder aus sehr dickem, stabilem Leder, mit sehr robusten Beschlägen, die auch den maximalen Krafteinsätzen meiner junden Wilden garantiert standhalten würden. Denn ich habe im Moment einfach genug von verbogenen D-Ringen und zerrissenen Soft-Leder-Bändern!


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Nachdem die Grosspudel in einem andern Ring in einer entfernten Halle fertig gerichtet waren, stand Evgeniia in Begleitung ihrer süssen Qerima pünktlich bei uns am Sloughi-Ring und war bereit, wie versprochen meinen Parween zu präsentieren, der wie vermutet tatsächlich der einzige Sloughi-Rüde dieser Show war. Nach einer mindestens einstündigen Verzögerung aufgrund zweier Komplett-Abstürze des Computer Programmes, kamen dann endlich die Sloughis an die Reihe. Parween machte für seine Verhältnisse recht brav mit, die Richterin gab ihm die erhoffte Best-Bewertung. Bei den Hündinnen kam Qerima zum Sieg, und beim Stechen der beiden um den Rassesieg gewann mein Parween. Dies bedeutete für uns, dass Parween am späteren Nachmittag nochmals antreten würde, und im Ehrenring um eine gute Platzierung innerhalb der Gruppe 10, also der bestbewerteten Rassevertreter aller Windhunde konkurrieren durfte. Es würde also ein langer Ausstellungstag werden für uns!


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Innsbruck ist eine überraschend schöne Stadt, mit vielen grosszügigen Parkanlagen, wo Spaziergänge mit den Hunden ein richtiger Genuss sind - das hatte ich nicht erwartet von unserem Show-Abenteuer in der Grossstadt! Nachdem unsere drei jungen Wilden am Freitagabend nach der langen Hinfahrt erst mal in einer umzäunten Schulsport-Anlage ihren Freilauf geniessen durften, gefolgt von einem ausgedehnten Spaziergang im Stadtpark und am naturbelassenen Ufer des Flüsschens Sill, hatten wir beim ersten Morgenspaziergang am Samstag die grosszügigen Anlagen der Imperial Gardens entdeckt, und genossen von da an mehrmals täglich unsere erfrischenden Ausflüge durch den schönen Hofpark mit seinem wunderschönen alten Baumbestand und den ausgedehnten Liegewiesen, den vielen Ruhebänklein und dem Ententeich: Eine richtige Wohlfühl-Oase in direkter Nähe zum Messezentrum!


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Am Nachmittag wurden dann wie üblich unter den schönsten Vertretern aller Hunderassen die allerschönsten der verschiedenen Altersklassen und der verschiedenen Rassegruppen gekürt. Die Gruppe 10, die Windhundrassen, die kam wie immer als letzte an die Reihe. Für mich, und bestimmt auch für meinen Parween das allerschwierigste war die enorme Lautstärke der Lautsprecher. Ob wohl die gewählte Lautstärke die Festlichkeit der Auftritte unterstreichen sollte? Dort in der Nähe zu warten auf unseren Einsatz, das schien mir fast unerträglich (wie schrecklich muss das für das feine Gehör unserer Hunde gewesen sein!?!), so dass ich mit meinem Parween unzählige Male Runde um Runde drehte durch die Hallen in möglichst grosser Entfernung zu dem Lärm, oder auch draussen, kehrte jedoch immer wieder zurück um ja unseren Einsatz nicht zu verpassen. Alles andere als eine geübte Show-Teilnehmerin halt. Während die routinierte Evgeniia cool damit beschäftigt war, ihren jungen Grosspudel-Rüden gekonnt und mit geübter Hand zu stylen und zu frisieren: Auch er hatte den Rassesieg geholt und durfte sich später im Ehrenring präsentieren!


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Und dann, die grosse Überraschung: Parween benahm sich im Ehrenring unter kundiger Führung von Evgeniia recht brav, seine übermütige Hüpferei hielt sich in Grenzen, und er durfte schliesslich ganz zuoberst aufs Podest: Rang 1, der schönste von allen Windhunden des heutigen Show-Tages! Wie schön! Ein Sloughi auf dem 1. Rang, das kommt sehr sehr selten vor! Wir geniessen und freuen uns darüber, dass wir für einmal einfach die glücklichen Sieger sind. Allerdings, das bedeutet natürlich auch, dass der Show-Tag für uns noch immer nicht zu Ende ist, denn als Gruppensieger heisst es nun für Parween, dass er für die Ausmarchung um den Titel "Best-in-Show" später nochmals sich im Ehrenring zeigen darf! Dies aber ist nun auch für meinen Parween eindeutig des Guten zu viel. Parween ist nun sichtlich überreizt und übermüdet, und benimmt sich im Ehrenring, wo alle andern mustergültiger als mustergültig durch den Ring traben, wie ein richtiger Flegel. Da nützen nun auch alle Künste von Evgeniia nicht mehr viel, und so darf Parween bald wieder gehn, ohne Chance auf eine Platzierung unter den Allerschönsten. Trotzdem, Gruppenbester heute, das ist doch fast schon eine kleine Sensation! Ganz herzlichen Dank, liebe Evgeniia, das ist ganz alleine Dein Erfolg!


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Sonntagmorgen, zweiter Ausstellungstag. Dieselben vier Sloughis wie gestern. Evgeniia eröffnet uns, dass heute ihre Qerima von einem Profi-Handler im Ring präsentiert würde. Roland war gestern abend etwas ungehalten darüber, dass Evgeniia für meinen Parween den Rassesieg gewonnen hatte, und ihre eigene Qerima sich als beste Hündin mit dem BOS, dem "Best-Opposite-Sex" zufriedengeben musste. Er hätte für seine Hündin den Sieg gewollt. Allerdings, und das wurde wenig später sehr klar, Evgeniia kennt am allerbesten jede Facette ihrer Qerima, sie versteht es wie niemand anders, deren Schwachstellen möglichst unsichtbar werden zu lassen.


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Anders der Profi-Handler, der aus der Qerima einfach nicht das Maximum herausholen konnte, auch wenn Qerima sichtlich bemüht war, alles richtig zu machen. Den Sieg unter den Hündinnen erhielt diesmal Khalisa, die auch das BOS erhielt, während wiederum Parween den Rassesieg davontrug. Meine Freude war diesmal fast noch grösser als am Vortag, denn heute ging es zusätzlich um den besonderen Titel "Alpensieger", den die beiden Rassesieger, Khalisa und Parween, zusammen mit dem CACIB erhielten. Dieser Titel wird nur an wenigen, ausgewählten Ausstellungen in der Schweiz, Österreich und Deutschland vergeben, und für den Titel Alpen-Champion ist ein solcher Titel aus jedem dieser drei Länder gefordert. Unserem Parween fehlt jetzt also nur noch der Titel aus Deutschland!


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Nun also hiess es für uns, dass Parween sich wie schon am Samstag, am Nachmittag im Ehrenring präsentieren durfte. Also nichts mit früh die Heimreise antreten, sondern warten, warten und Runden drehen... Auch am Sonntag durfte Parween beim Gruppen-Wettkampf wieder auf's Podest, wenn auch diesmal "nur" auf Rang 3. Immerhin, zum zweiten Mal ein Podestplatz, als Sloughi, eine ganz tolle Sache! Trotz allem, Stolz und Freude über diese tollen Erfolge von meinem Parween, ich war erleichtert dass wir heute nicht nochmals warten mussten für eine Präsentation im Best-in-Show Ring! Ist's doch wie immer nur ein spannendes Spiel, und nebst gekonnter Präsentation vor allem Glücksache, Geschmacksache, denn Schönheit liegt bekanntlich immer ganz im Auge des Betrachters und hat mit Objektivität selten viel zu tun. Jeder hier gezeigte Hund ist sowieso der allerschönste, egal was der Richter sagt und schreibt und entscheidet!


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Das Abenteuer Innsbruck hat damit für uns ein mehr als erfreuliches Ende gefunden. Reich beschenkt mit Urkunden, Titeln, Schleifen und Pokalen, so viele tolle Erfolge an einem einzigen Wochenende, und dies alles mit einem einzigen von unseren drei Windis! Ich war vollständig überwältigt, konnte diese ganzen Erfolge gar nicht richtig fassen, und doch wusste ich: Es ist jetzt genug, genug für mich, genug für meine drei Hundis, nun ist's Zeit unsere Rückreise zu planen. Müde und erschöpft die ganzen fast 400 km noch heute abend in Angriff nehmen, die fast unendlich scheinende Strecke durch lange Tunnels und die vielen mühsamen Baustellen? Oder wollen wir nicht lieber irgendwo übernachten und gemütlich und ausgeruht erst am Montag zurückfahren? Übernachten noch hier in Österreich? Oder an einem schönen Plätzchen irgendwo in den Schweizer Alpen? Oder in unserem Grundstück in der Ostschweiz?


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Schliesslich wählte ich den wunderschönen Weg via Engadiner Bergwelt, über den Flüelapass und Davos. Beim Passieren der Schweizer Grenze durchfuhren wir ein heftiges Berg-Gewitter, das uns reingewaschen hat von aller Hitze, dem Stress und der Müdigkeit dieses erlebnisreichen Wochenendes, und hoch oben auf dem Flüelapass genossen wir einen wohltuenden, kühlen Alpspaziergang mit den Hunden. Erfrischt und zu neuen Lebensgeistern geweckt konnten wir dann den weiteren Heimweg in die Nacht hinein unter die Räder nehmen. Ein ganz besonderes Show Wochenende geht zu Ende, das uns bestimmt noch lange in schöner Erinnerung bleiben wird!






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