Bevor es bei den Gespenstschrecken zu einer erfolgreichen Paarung kommen kann, müssen diese Insekten mit ihrer letzten Häutung ihre Entwicklung zum adulten Tier abschliessen. Hierbei pumpen sie Körperflüssigkeit in Kopf und Thorax, was zu einer Vergrösserung führt. Dadurch wird die alte Hülle zu klein, sie reisst entlang der Häutungsnaht am Rücken auf und wird abgestreift. Bis zum vollständigen Aushärten der zunächst sehr weichen neuen Haut sind die Tiere während der ersten Stunden nach der Häutung sehr verletzlich. Die abgestreifte Exuvie wird meist gefressen, sie ist sehr nährstoffreich. Eine Vermehrung ohne Paarung ist bei den Australischen Gespenstschrecken ebenfalls möglich, dann entstehen durch Parthenogenese ebenfalls lebens- und auch fortpflanzungsfähige Jungtiere, welche jedoch allesamt weiblichen Geschlechts sind.


HutungPaarungEier 1


Für die Paarung setzt sich das Männchen auf den Rücken seiner Partnerin, und überträgt seine Spermien mit Hilfe einer runden weissen Kapsel, der Spermatophore, welche aussieht wie eine Perle. Die Spermien, welche in dieser Kapsel vor Austrocknung geschützt sind, werden anschliessend via einen schmalen, stielförmigen Halsteil, mit welchem die Kapsel verankert ist, in den weiblichen Genitaltrakt gepumpt. Die Spermatophore hängt danach im vertrockneten Zustand meist noch über viele Stunden, oft sogar tagelang in der Geschlechtsöffnung am Hinterende des Weibchens, und fällt irgendwann später zu Boden.


HutungPaarungEier 2


Etwa vier Wochen nach der letzten Häutung beginnt das Weibchen mit der Ei-Produktion. Die Eier werden einzeln produziert, und liegen zunächst über einige Stunden nachdem sie die Geschlechtsöffnung verlassen haben sehr gut sichtbar am Hinterende des Abdomens zwischen den Fortsätzen des Eilegeapparates, bis das Weibchen dann das Ei mit einem kräftigen Schwung des Abdomens wegschleudert und zu Boden fallen lässt. Im natürlichen Habitat in Australien werden die Eier dann üblicherweise von Ameisen in ihren Bau geschleppt, da sie von diesen verwechselt werden mit nahrhaften Sämereien. Hier liegen die Eier sicher und bei idealen Entwicklungsbedingungen, die Ameisen können sie nicht fressen. Die später schlüpfenden Jungtiere ähneln zunächst in ihrer Warntracht mit rotem Kopf und weissem „Halsband“ in ihrem Aussehen sehr dieser Ameisenart, so dass sie unbehelligt aus dem Ameisenbau entweichen können. Danach laufen sie zunächst sehr lebhaft umher auf der Suche einer geeigneten Futterpflanze.


HutungPaarungEier 3


Ein adultes Phasmidenweibchen legt im Lauf ihres kurzen Lebens von rund 4-8 Monaten etwa vierhundert bis tausend Eier. Die Entwicklung der Jungtiere im Ei ist in hohem Masse abhängig von Temperatur und Feuchtigkeit der Umgebung. Die Jungen schlüpfen bei Zimmertemperatur frühestens nach fünf Monaten, bei Trockenheit 1-2 Monate später, bei kühlen Temperaturen noch später, und bei sehr schlechten Bedingungen gar erst nach mehreren Jahren. Von meinen drei Extatosoma tiaratum Weibchen sammle ich zur Zeit jeden Morgen eine grössere Menge an Eiern welche über Nacht zu Boden gefallen sind und hoffe, dass wenigstens das eine oder andere Jungtier in ein paar Monaten schlüpfen wird!





HutungPaarungEier 4