An der Terraristikbörse von Ende August hatte ich noch eine weitere Fangschrecke erworben: Ein vor kurzem erwachsen gewordenes Stagmatoptera supplicaria Weibchen, eine verhältnismässig grosse Mantiden-Art welche aus Peru stammt und erst seit relativ kurzer Zeit in Europa gezüchtet wird. Ein Deutscher Name für diese Tiere hat sich noch nicht etabliert. Die Weibchen sind etwa 8 cm lang und damit etwa doppelt so gross wie meine gelbe Orchideenmantis, die Männchen sind bei dieser Art mit ca 7 cm nicht viel kleiner. Hauptsächlich grün, zeigen die Weibchen in der Mitte ihrer Vorderflügel je eine hübsche, grosse, braun-weisse Augenzeichnung.


Oothek 1


Nachdem ich meinen beiden Fangschrecken zunächst mal kleine Fruchtfliegen und Ofenfische, später dann auch Terflies (eine grössere Fliegenart) und selber gefangene Wiesenheuschrecken verfüttert habe und mich bereits da ihre blitzschnelle und zielsichere Fangtechnik fasziniert hat, ebenso ihr fast unstillbar erscheinender Appetit, wollte ich es dann wirklich wissen: Ich hatte gelesen, dass die Fangschrecken Futtertiere bis zu mind. 2/3 ihrer eigenen Körpergrösse ohne weiteres überwältigen und fressen können. Das wollte ich mit eigenen Augen sehen.


Oothek 2


Inzwischen hatte ich als neue und grosse Futtertiere Steppengrillen besorgt. Einen der wirklich grossen, dicken "Bomber" setzte ich meiner grossen Mantide, ein kleineres Exemplar meiner deutlich kleineren Orchideenmantis vor. Die beiden waren offensichtlich sehr hungrig, sie packten sich die Beute innert Sekunden, kaum waren die Grillen in ihrer Reichweite im Terrarium gelandet. Obwohl Mantiden nicht unbegründet als typische Lauerjäger bezeichnet werden: Wenn die fette Beute sich nicht bewegt, so bewegen sich halt meine Fangschrecken ohne zu zögern und erstaunlich rasch auf die attraktive Beute zu, schlagen mit ihren langen Fangarmen präzise zu und verspeisen dann ihr Opfer Biss um Biss mit ihren filigranen aber kräftigen Mundwerkzeugen bis nichts mehr übrigbleibt, und zuletzt die Fangarme akribisch gesäubert werden.


Oothek 3


Die allergrösste und unerwartete Überraschung aber war für mich, als meine Stagmatoptera, gerade mal drei Wochen in meiner Obhut, heute frühmorgens begonnen hatte, ihre erste Oothek zu bauen: Eine weiche, weisse, noch feuchte, styropor-ähnliche Masse drückte sie Portion um Portion aus einer Öffnung am Ende ihres Hinterleibes, und baute damit eine Glocken-ähnliche Struktur, welche im Normalfall die da hinein gelegten Eier vor Temperatur- und Feuchtigkeitsexzessen sehr gut schützen kann. Da aber meine Mantide nicht verpaart wurde, werden aus dieser kunstvoll gebauten Oothek keine jungen Mantiden schlüpfen - Parthenogenese kommt bei den Mantiden nicht vor, dennoch bauen die Weibchen unbeirrt ihre Ootheken.



Oothek 4