Meine geliebte Fee, wunderschöne, edle Doggenhündin mit dem starken Charakter, aussergewöhnlich eigenwillig und voller Lebensfreude, absolut instinktsicher hast du dich dein Leben lang gezeigt.


Fee 1


Du hast mir das wohl wunderbarste Geschenk gemacht, das eine Hündin einem Menschen machen kann: Nach einer unkomplizierten, schönen Trächtigkeit hast Du im Jahr 2011 innert 11 Stunden "Hochleistungssport" völlig selbständig und mit grosser Selbstverständlichkeit elf wunderschöne, gesunde Welpen zur Welt gebracht, hast sie ohne jegliche Probleme grossgezogen wie wenn dies die selbstverständlichste Angelegenheit der Welt wäre, hast in den folgenden Jahren ebenso selbstverständlich bei der Erziehung der bei uns in der Familie gebliebenen Jungspunde mitgeholfen.


Fee 2


Du warst bis zuletzt die unangefochtene Rudelchefin unseres Hunderudels. Auch als später die beiden Windhundwelpen zu uns kamen, warst du ihnen genauso selbstverständlich eine liebe und nachsichtige Ersatz-Mama, hast sie ebenso in unser Hunderudel aufgenommen wie wenn sie deine eigenen Babies wären.


Fee 3

Lilofee, die letzten paar Wochen deines Lebens waren hart und qualvoll, fast unerträglich, für dich wie auch für mich, die ich dein Leiden schliesslich nicht mehr länger ertragen konnte. Nun bist du erlöst, auf der andern Seite der Regenbogenbrücke wieder vereint mit deinen beiden Jungs Sambuco und Simba. Lilofee, du wirst immer Teil meines Lebens bleiben, die Erinnerung an die vielen schönen Jahre mit dir wird bleiben. Meine liebe Fee!







Fee 4

 Adieu Simba, Sonnenbub

Du Sonnenbub mit den goldenen Augen

Wie sehr werden wir dich vermissen!

Grosser, mächtiger, körperlich so präsenter Doggenrüde

In deinem Herzen zeitlebens ein Riesenbaby


Simba-1

 

 

So jung noch mit deinen viereinhalb Lebensjahren

So voller Lebensdurst, so voller Liebe

Dein unbändiger Bewegungsdrang

Brutal ausgebremst durch deine Hinterhandschwäche

Deine Knie machen nicht mehr mit

Frustration und Ohnmacht quälen dich

So konnte dein DoggenrĂĽdenleben nicht gemeint sein

Mein Simba, Goldjunge

Du wirst deinen Regenbogen finden


Simba-2

 

Dich ein letztes Mal aufbäumen

Trauer und Schmerz fĂĽr immer hinter dir lassen

Galoppieren wie Sturmwind durch den Sternenhimmel

Frei und glĂĽcklich der Sonne entgegen

Die sich schon immer in deinen Augen spiegelte




Simba-3

 




Meine Praxisassistentin erzählte mir eines Tages wie zufällig, dass mein Vorgänger regelmässig seinen Schäferhund in die Praxis mitgenommen hatte: Was der konnte, das sollte doch auch für mich möglich sein! Meine neue Hündin sollte irgendwie genau gleich sein wie Gina, und doch ganz anders. Meine Schwester erzählte mir, sie habe kürzlich einen Hund gesehen, wie Gina, nur ganz schwarz. Wenige Tage später liess ich während dem Üben auf meiner Querflöte meinen Blick schweifen aus dem Dachfenster und erblickte plötzlich im Nachbarsgarten eine muntere Schar schwarzer Hundewelpen, die sich balgten – bevor ich noch denken konnte war ich schon draussen und stand fasziniert am Zaun: Ich hatte noch gar nicht bemerkt, dass meine Nachbarin Hundezüchterin war! Der Flat coated Retriever war für mich Liebe auf den ersten Blick, dies musste der Hund sein, von dem meine Schwester gesprochen hatte! Die Twilight Star’s Welpen waren bereits allesamt reserviert, aber Angie Lemberger wusste einen Wurf in Italien, gedeckt von einem Rüden aus ihrer Zucht, wo noch Hündinnen abzugeben waren.


Gipsy 1


Endlich war es soweit, wir fuhren nach Italien um unsere Hundewelpen abzuholen. Angie suchte fĂĽr mich die vielversprechendste HĂĽndin aus, denn falls alles stimmte, wĂĽrde Angie später mit ihr im Zuchtrecht einen Wurf planen – da sie meine direkte Nachbarin war, könnte ich dann jederzeit bei meiner HĂĽndin und ihren Welpen sein, ohne aber die Zuchtverantwortung tragen zu mĂĽssen. „Royal Silk Love at first sight“ genannt Gipsy, und ihrem Schwesterchen wurde auf der langen Autofahrt zurĂĽck in die  Schweiz ĂĽbel und die beiden erbrachen: Italienische Teigwaren!!   - anstelle des erwarteten „Eucanuba Puppy“ Futters, wie von der ZĂĽchterin behauptet. So erhielt Gipsy ihren Ăśbernamen „Pasta-Hund“, dem sie alle Ehre machte, denn Teigwaren blieben fĂĽr sie zeitlebens Leibspeise.


Gipsy 2


Meine Praxishündin Gipsy war eine pflegeleichte Hündin mit einem ausgeprägten, für die Retrieverrassen so typischen „Will to please“. Ihre Erziehung war ein Kinderspiel, sie tat nichts lieber auf der Welt als gehorchen, Kommandos ausführen und Leistung bringen. Am liebsten hätte sie den ganzen Tag lang apportiert! Sie war für einen Flat sehr ruhig und eher zurückhaltend aber nicht ängstlich, Händel mit anderen Hunden interessierten sie nicht, da hielt sie immer Distanz. Bei den langweiligen Unterordnungsübungen machte sie begeistert mit, und bald meisterte sie die Begleithundeprüfung mit Bravour (AKZ).


Gipsy 3



Bei Gipsy’s ausgeprägter Apportierfreudigkeit besuchten wir jahrelang jagdliche Trainings für Retriever, also Apportierübungen, wobei mit steigendem Niveau nebst den Stoff-Dummies auch Plastikenten, Fellhasen wie auch „cold game“, dh tote Tauben oder Enten, bis zum ausgestopften Fuchs aus schwierigstem Gelände (dichtes Unterholz oder reissende Flüsse) gesucht und apportiert wurden. Gipsy leistete dies alles mit grosse Einsatz, Zuverlässigkeit und Freude. Da sie sich auch auf Hundeausstellungen von ihrer besten Seite zeigte, konnten wir sie als „dual purpose Retriever“ starten lassen, im Schönheitswettbewerb wie auch beim Workingtest, beides jeweils mit sehr guten Resultaten.


Gipsy 4



Mit der sturen Unterordnung konnte ich nie viel anfangen, Gipsy’s Alltagsgehorsam genügte mir vollauf. Viel besser gefiel mir das sportliche Agility-Training, da waren Mensch und Hund gleichermassen gefordert, körperlich wie auch im Kopf! Die Trainings machten uns beiden grossen Spass, wir blieben jahrelang dabei, ohne aber vom Wettkampf-Fieber gepackt zu werden. Auf den Spass kam es uns an, nicht auf den Sieg.


Gipsy 5



Da Gipsy Wasser über alles liebte, freuten wir uns sehr, eine Zeitlang mit der Gruppe „swimming dogs“ am Sarnersee die Wasserhunde-Trainings besuchen zu dürfen. Hier lernte Gipsy, ein Boot ans Ufer zu ziehen oder einen „toten Mann“, einem Ertrinkenden einen Rettungsring zu bringen oder einem erschöpften Rettungsschwimmer mit seinem Patienten ans Ufer zu helfen. Ich selber lernte, mich mit dem Neopren-Anzug anzufreunden und meinen handschuhbewehrten Unterarm vertrauensvoll vom kräftigen Fang eines Rettungshundes packen zu lassen, denn Ertrinkende mimen, das mussten wir Hundeführer alle.


Gipsy 6


Gipsy war in ihrer ruhigen und freundlichen Art wie geboren für einen Dienst der besonderen Art: Mein Glück, mit einem Hund leben zu dürfen, wollte ich aus Dankbarkeit mit anderen, weniger privilegierten Menschen teilen. Wir meldeten uns für eine Ausbildung bei „Therapiehunde Schweiz“, und durften nach bestandener Prüfung als Therapiehundeteam verschiedenen Menschen in Betagtenzentren und psychiatrischen Institutionen ein bisschen Glück in den Alltag bringen. Die Sache begeisterte mich derart, dass ich zudem die Kursleiterausbildung absolvierte und später selber einige Ausbildungskurse für Therapiehundeteams organisierte und leitete.


Gipsy 7



Aus unseren Retriever-Jagdhundegruppen hatten sich die Spitzenteams fĂĽr einen internationalen Wettbewerb in England qualifiziert und ich reiste mit einigen der Gruppe mit, um unsere Leute anzufeuern und das ganze Spektakel live mitzuerleben. Die Game Fair auf einem riesigen Landsitz war ein echtes Highlight fĂĽr uns, und hier wurde neben den vielen Wettbewerben auch die ganze Jagdszene vorgestellt. So lernte ich erstmals die Beizjagd kennen, und sah einen Jagdhund, der mich begeisterte: Der Langhaar-Weimaraner faszinierte mich derart dass ich wusste: Falls ich nach Gipsy jemals einen anderen Hund haben wĂĽrde, so konnte dies nur ein Langhaar-Weimaraner sein!


Gipsy 8



Aus Gipsy’s Wurf ist nie etwas geworden, obwohl sie ihre Körung in allen Teilen mit sehr guten Resultaten bestanden hatte. Aus beruflichen GrĂĽnden waren wir inzwischen in die Zentralschweiz umgezogen, und eine eigene Hundezucht liess sich mit meinem beruflichen Engagement damals nicht vereinbaren. Ich hatte Gipsy kastrieren lassen, nachdem ich meine läufige HĂĽndin im Alter von sieben Jahren nur mit MĂĽhe und Not und dank der tatkräftigen Hilfe eines Passanten vor einem massigen Hofhund  in Gestalt eines potenten Berner SennenhundrĂĽden in Schutz bringen konnte.  Aber der Traum vom Weimaraner liess mich nicht mehr los.


Gipsy 9



Die berufliche Belastung war für mich zunehmend gesundheits-schädigend geworden und irgendwann realisierte ich, dass ich mir endlich wieder Zeit zum Leben nehmen musste, koste es was es wolle. Ich entschied mich zum Verkauf meiner wunderschönen Praxis und begann, meinen Traum vom Langhaar-Weimaraner zu verwirklichen.


Gipsy 10


Mittlerweile hatten wir unser Schloss am See gefunden: Unser uraltes Haus am Hallwilersee mit Jahrgang 1765, bewohnbar zwar aber renovationsbedürftig, an schönster Lage mitten im Paradies für alle wasserliebenden Menschen und Hunde (wozu wir zweifellos gehören), und dies zu einem erschwinglichen Preis: Gesehen, verliebt und gekauft! Auf uns warteten zwei Jahre Leben auf der Baustelle, denn die Renovation sollte sanft und mit möglichst viel Eigenleistung vonstatten gehen; doch Schweiss und Muskelkater haben sich mehr als gelohnt, die täglichen Hundespaziergänge am See entschädigten uns für alle Mühsal, und boten uns Ruhepausen und Erholung wann immer dies nötig war.


Gipsy 11

Gipsy wurde zusehends langsamer, müder, irgend etwas stimmte nicht mehr mit ihr. Ihr Arbeitswille blieb ungebrochen, aber die Kräfte liessen nach. Ein fortgeschrittenes chronisches Nierenversagen vergiftete zusehends ihren Körper, und als meine treue Hündin sich schliesslich sogar von den besten Leckerbissen abwendete und nicht mehr fressen mochte, da war mein Entscheid klar, sie nicht länger leiden zu lassen. Ich blieb bei ihr bis sie zur letzten Ruhe hinübergeglitten war, sah Phoenix aus der Glut aufsteigen und streute eine letzte Handvoll Asche an einem unserer Lieblingsplätzchen in den See. Ein schwieriger Abschied.






Gipsy 12


Die Fantasiegeschichten mit unseren Inseln, die wir enthusiastisch mit den schönsten Tieren aller Arten bevölkerten, waren irgendwann mal ausfantasiert, und auch die Geschichte mit den Meerschweinchen gehörte mittlerweile der Vergangenheit an, und irgendwann hatten unsere Eltern wohl endgültig die Nase voll von unserem ständigen Gebettel und Gejammere wegen einem eigenen Hund: Unter der strikten Bedingung dass ich, mit tatkräftiger Unterstützung durch meine jüngste Schwester, von A bis Z die Alleinverantwortung mit allen dazugehörigen Pflichten übernehmen würde wurde das strikte „Njet“ irgendwann doch zum zögerlichen: „ ..wenn’s halt unbedingt sein muss.“


Gina 1


Unsere Irish Setter Hündin Gina von der Erlenhalde wurde unser grosses Glück, sozusagen unser kleines Stück heile Welt, die Rettung vor unserem nicht immer einfachen, nicht selten tränenbesetzten Schulalltag. Täglich eine Stunde früher aufstehen war für mich als Morgenmensch kein Problem, den Tag zu beginnen mit einem Hunde-Spaziergang in der freien Natur kaum je ein müssen, vielmehr ein grosses Privileg.


Gina 2


Hundeschulen gab es damals für Normalbürger noch keine, ich hatte mir aber ein gutes, reich bebildertes Hunde-Erziehungsbuch gekauft und brachte meiner gelehrigen Gina so manches bei, was zu einem anständigen Hundeleben gehört. Nur eines hat Gina nie gelernt: Ohne an der Leine zu ziehen bei Fuss zu gehen. Dafür beherrschte sie die freie Folge bei Fuss perfekt und absolut zuverlässig, auch quer durch die eiligen Menschenmengen der Stadt, an den tausenden von Tauben vorbei die am Bahnhofplatz eifrig und geschäftig nach Futter suchten, unbeeindruckt vom stinkenden und lärmigen Strassenverkehr, dies alles konnte sie nie aus der Ruhe bringen.


Gina 3

Das grosse GlĂĽck fand ein abruptes und tragisches Ende als Gina wegen einem Hirntumor im Alter von erst fĂĽnfeinhalb Jahren eingeschläfert werden musste: Das war Krise total. Die folgenden Jahre lebte ich wie in Trance: Fremde Länder, fremde Sprachen, Berufsfindung, Berufsausbildungen, Weiterbildungen, Fortbildungen...  ein Hund hatte in diesen Jahren schlicht keinen Platz in meinem Leben, der Kampf um mein eigenes Ăśberleben war schwierig genug.

Gina 4