Über meinen Jagdhund bin ich zur Jagd gekommen, und über die Jagd zum Jagdhorn, so einfach war das. Nachdem unser Weimaraner bei uns Einzug gehalten hatte, durchstöberte ich die Buchhandlungen nach allem, was über Jagdhunde und Jagd mit Hunden aufzutreiben war. Das Thema begann mich zunehmend zu begeistern und schliesslich nahm ich mit Erstaunen zur Kenntnis, dass einem das Jäger-Sein nicht einfach in die Wiege gelegt wird oder vom Vater auf den Sohn übertragen werden muss, sondern dass dieses Handwerk, das Waidwerk eben, erlernt werden kann an einer richtigen Jägerschule, und dass nach zwei Jahren intensiven Lernens eine Jägerprüfung abgelegt werden kann. Diese Chance packte ich, ich wollte mit meinem Jagdhund, einem echten Weimaraner Vorstehhund, viel lieber richtig jagdlich arbeiten anstatt weiterhin in der Art eines Spiels um des Trainings willen mit ihm Apportierübungen zu machen. Jagdhorn 1
   
Gedacht getan, meine Jägerausbildung war faszinierend, hochinteressant und sehr sehr streng, und nach zwei Jahren Praxis und Theorie bestand ich die Aargauer JägerprĂĽfung. Inzwischen hatte ich jedoch realisiert dass Charengo– sowas kommt offenbar auch bei Weimaranern aus bestem Hause vor – als Jagdhund nicht gerade sehr talentiert war: Viel besser behagte ihm kuscheln, herumflanieren und fressen, davon konnte er nie genug bekommen. Das Apportieren ging ja noch, solange die Dummies nicht zu kalt gefroren, zu hart oder zu schwer waren, aber bei den stinkenden Krähen und Mardern, da war bei ihm Ende Feuer. Bei der Nachsuchenarbeit wählte er lieber statt dem Weg quer durch’s dornige GestrĂĽpp den Weg rundherum, wo sich’s weicher ging ohne die zarten Pfotenballen zu pieksen..  Tja, aus unserem Jagdhund wird wohl nie ein echter Jagdhund werden. Jagdhorn 2
   
Keine Jagd ohne jagdliches Brauchtum, und hier spielt das Jagdhorn eine wichtige Rolle. Seine durchdringenden Klänge erschallen beim Beginn jedes Jagdtages zur Begrüssung, wie auch am Abend nach erfolgreicher Jagd beim Verblasen der Strecke und zum Abschied. Schon während meines Jagdlehrganges konnte ich es mir nicht verkneifen, eines dieser handlichen kleinen Fürst Pless Hörner zu erstehen, und machte meine ersten kläglichen Versuche darauf. Ganz banal war dies nicht, so dass ich schliesslich einige Stunden nahm bei einem Waldhornlehrer. Bald wurde mir klar: Das kleine Jagdhorn zu blasen war für mich viel zu anstrengend, viel besser passte zu mir sein grosse Bruder, das Parforcehorn. Hier waren meine Fortschritte nicht mehr aufzuhalten. Jagdhorn 3
   
Ich meldete mich also zum Anfängerkurs Jagdhornblasen an, landete jedoch unverhofft direkt bei den Jagdhornbläsern Lengnauer FĂĽchse. Bei dieser gemischten Gruppe in B  lebte ich mich rasch ein, und durfte auch teilnehmen an vielen interessanten Bläserjagd-Tagen, aber auch an verschiedenen Auftritten an Hubertusmessen, Trauerfeierlichkeiten von Jägerkameraden und zu guter Letzt, als Höhepunkt, 2009 den Eidgenössische Jagdhornbläserwettbewerb in Baden als organisierende Gruppe mitgestalten. Stolz erreichten wir beim Wettbewerb in unserer Kategorie als beste Aargauer Gruppe den ausgezeichneten 3. Rang! Jagdhorn 4
   

Trotz diesem Höhepunkt in Sachen Jagdhornblasen entschied ich mich nach diesem Fest, von der gemischten Gruppe in B zu einer Es-Gruppe zu wechseln. Dieses Parforce-Horn ist um eine grosse Windung länger als seine kleinere Schwester in B, deshalb sind auf diesem Instrument viel mehr Naturtöne zu blasen, die spielbaren Melodien sind also um Kategorien interessanter und vielseitiger. Das Parforce-Horn in Es wird deshalb vorwiegend konzertant eingesetzt, hauptsächlich bei musikalisch anspruchsvolleren Hubertusmessen, aber natürlich auch an unzähligen Jagdanlässen und Feierlichkeiten, wo ein hohes musikalisches Niveau erwünscht ist. Ich wurde freundlich aufgenommen bei den Jagdhornbläsern SonatES, der zur Zeit einzigen aktiven Aargauer Es-Horn-Gruppe. Wir haben das grosse Privileg, von einem exzellenten Profi-Hornisten geleitet zu werden, und jeder Probetag macht viel Freude und Spass. Unsere zahlreichen Auftritte vermögen unsere Zuhörer immer wieder auf’s neue zu begeistern. Die Gruppe hat 2009 am Eidgenössischen Bläserfest in Baden den ausgezeichneten 2. Rang in der Höchstkategorie erreicht, und konnte sich daher als amtierender Vize-Schweizermeister bezeichnen, worauf wir natürlich alle zu Recht sehr stolz waren!

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Unser Highlight 2010  war die aktive Teilnahme am Deutschen Es-Bundesbläserwettbewerb in Weimar. Verbunden mit einer mehrtägigen kulturellen Erlebnisreise wird dieses Jagdhornbläserfest uns allen wohl noch lange in guter Erinnerung bleiben. Klassiert wurden wir als ausländische Gastgruppe immerhin in der vorderen Hälfte.

Das Jahr 2011 stand ganz im Zeichen des Eidgenössischen Bläserfestes in Goldach SG. Hier erreichte unsere Bläsergruppe den sehr guten 3. Rang. FĂĽr's Jahr 2012 stehen dann wiederum Wettbewerbe im nahen Ausland auf dem Programm, da die eidgenössischen Bläserfeste ja jeweils nur alle zwei Jahre durchgefĂĽhrt werden.
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Wer schon einmal den unverwechselbaren Klang der Trompe de Chasse, des französischen Jagdhorns in D gehört hat, nur der kann verstehen, welche Faszination von dieser Musik ausgeht, einer Musik, die unbarmherzig und direkt ins Innerste trifft und den Zuhörer entweder mitreisst oder aber ihn fluchtartig wegrennen lässt. Diese Musik lässt niemanden kalt, man mag sie oder man mag sie nicht, Punkt. Mich hat diese Naturtonmusik derart in den Bann gezogen, dass ich den weiten Weg nach Frankreich nicht gescheut habe um mir dieses Instrument direkt vom Instrumentenbauer aus seiner Werkstatt in die Hand geben zu lassen, die verschiedenen Einzelstücke spielen zu können und das meine, sorgfältig und ohne Zeitdruck ausgesucht, schliesslich stolz mit nach Hause zu nehmen.


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Meine Trompe de Chasse Pierre de Surrel, in Bronze gefertigt als Einzelanfertigung A-Z von Hand: Sie ist das PrunkstĂĽck unter all meinen Jagdhörnern. Die Trompe ist viel schwieriger zu spielen als meine anderen Jagdhörner, der unverwechselbare Klang in seinen vielen Nuancen, die gänzlich eigene Metrik, all das lässt sich unmöglich aus Noten oder BĂĽchern lernen. In der deutschen Schweiz gibt es keine Gruppen, fĂĽr meine praktische Ausbildung besuche ich spezielle Seminare in Deutschland oder Ă–sterreich und hoffe, irgendwann vielleicht einmal die Zeit zu finden, an einem der legendären grossen Stages in Frankreich teilzunehmen. Jagdhorn 8