Dieses Wochenende war für unser Nesthäkchen Qa'ani eine ganz besondere Herausforderung: Es waren gleich zwei grosse Hundeausstellungen auf dem Gelände der Pferderennbahn im Schachen Aarau, für welche ich den Qa'ani angemeldet hatte: Am Samstag die nationale und am Sonntag die internationale. Ich hoffte darauf, dass unser Jüngster hier an einem einzigen Wochenende gleich zwei CAC-Punkte gewinnen könnte in der Jugendklasse. Leider kam dann aber alles ganz anders als gedacht...


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Praktisch täglich heftige Regenfälle seit Wochen hatten die Böden aufgeweicht und teils in richtige Sumpflandschaften verwandelt - das Ausstellungsgelände musste vom Organisator deutlich "geschrumpft" werden, die Menschen- und Hundemengen quetschten sich während der ganzen Veranstaltung auf engem Raum zwischen den fast Stange an Stange stehenden Zelten hindurch, die Böden im Bereich der Gehstrecken glichen mit der Zeit eher einem braunen Morast anstelle des frischen grünen Grases...   dafür war das Wetter immer mal wieder über Stunden fast trocken, teils gar sonnig zwischen einigen heftigen Platzregen - Phasen. Insgesamt also nicht viel zu klagen.


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Für Qa'ani war dies die erste längere Veranstaltung, die er ohne sein geliebtes "Bruderherz" Parween zu bestreiten hatte. Ich hatte für den Seelenfrieden meines Schutzbefohlenen nebst unserem geräumigen Ausstellungszelt auch noch einen grossen Soft-Kennel mitgeschleppt in der Hoffnung, so inmitten der ganzen Ausstellungsturbulenzen für ihn einen geschützten, ruhigen Platz kreieren zu können, wo er Ruhe und Entspannung finden und auch ab und zu ein wenig schlafen oder zumindest ausruhen kann von den tausenden von Eindrücken auf dem Platz. Aber: Weit gefehlt! Trotz aller Anstrengungen meinerseits taxierte mein junger Sloughi-Boy unser Arrangement nicht als schützende Höhle, sondern eher als lästiges Gefängnis: Er wollte raus, raus aus dem Kennel, raus aus dem Zelt, raus in die spannende Welt draussen voller wunderbarer, interessanter Hunde, voller attraktiver Hündinnen-Düfte - er lebt im Moment in einer ungestümen, völlig hormongesteuerten Pubertätsphase, wo ihn praktisch nur eines fasziniert: Hündinnendüfte!!!


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Mir blieb schliesslich für Qa'anis Seelenfrieden nichts anderes übrig, als ihn immer mal wieder auf ausgedehnte Spaziergänge durchs Ausstellungsgelände zu führen, alles andere interessierte meinen Buben nicht. Und da der uns zugeteilte Richter vor den Sloughis noch über 80 Vertreter anderer Hunderassen zu begutachten hatte, dauerte dies Stunde über Stunde, so dass unser Qa'ani, als wir schliesslich mitten am Nachmittag doch endlich an der Reihe waren, vollständig erschöpft und k.o. war. Er war so müde und "durch den Wind" dass er sich nun total verweigerte, seine Nase bloss noch stur in den Boden drückte und schier endlos da rumschnupperte, nicht mehr willens auch nur einen Schritt freiwillig zu tun und mir so überdeutlich zeigte: MIR REICHT's, ich hab genug, ich mag NICHT mehr!!! Der Richterbericht lautete entsprechend, und obschon der Herr Richter an Qa'anis Äusserem nichts auszusetzen hatte meinte er trocken: "Ein Windhund muss laufen!" und verpasste meinem erschöpften Wichtelmann - verständlicherweise - ein "Sehr gut" anstelle des erhofften "Vorzüglich" - also kein CAC-Punkt für heute. Und um dem ganzen elenden Samstag auch noch einen gebührenden Abschluss zu verpassen, öffnete der liebe Petrus seine Schleusen als wir am Zusammenpacken waren und liess einen heftigen Gewitterregen auf uns niederprasseln - glücklicherweise hatte ich den erschöpften Qa'ani noch rechtzeitig vorher ins trockene Auto verfrachten können - tropfnass mit triefenden Utensilien traten wir unseren Heimweg an.


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Ich zögerte heute Sonntag frühmorgens lange, ob ich dem Qa'ani wirklich noch einen weiteren solchen Ausstellungstag zumuten dürfe. Schliesslich entschied ich doch, uns beiden noch eine zweite Chance zu geben. Heute standen für die uns zugeteilte Richterin bloss zwei Rassen mit insgesamt 15 Hunden (10 Salukis, 5 Sloughis) auf dem Programm, ich hatte also allen Grund anzunehmen, dass wir wohl lange vor Mittag mit dem Ring-Programm fertig sein würden, und uns dann falls nötig relativ bald wieder verabschieden könnten. Da mein Konzept mit der "ruhigen Höhle" gestern nicht funktioniert hatte entschied ich, mir für heute die ganze Schlepperei zu ersparen und quasi frei von Gepäck einfach mit meinem Hund und sonst nichts zur Ausstellung zu fahren. In der Hoffnung, dass wir bei Regengüssen irgendwo einen Platz zum kurzfristig unterstehen finden würden.


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Nun, wir hatten riesiges Glück, fanden bei unserem Ausstellungsring ein grosses Dreifachzelt, dessen freundliche Besitzer uns als Gäste akzeptierten. Die Regengüsse heute die waren ein mit schöner Regelmässigkeit wiederkehrendes Ereignis. Was zur Folge hatte, dass heute für uns kaum mehr Spaziergänge durchs Gelände auf dem Programm standen - die Aussteller mit ihren Hunden suchten Schutz unter den Zelten, und wir waren nicht die einzigen glücklichen Gäste, die unter dem grossen Zelt unserer Gastgeber Schutz suchten. Für unseren Qa'ani also sozusagen ein tolles "Heimspiel", die Warterei verflog im Nu und ohne Anstrengung. So trafen wir zusammen mit einigen lieben Bekannten aus der Sloughi- und Salukiszene, und als allerschönste Überraschung gesellte sich zu uns auch Qa'anis Wurfschwesterlein Querima mit ihrer Familie: Ein wunderschönes Wiedersehn, die beiden Jungspunde vergnügten sich miteinander, wir Zweibeiner plauderten, ein Riesenglück!


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Allerdings, mit meiner Zeitplanung hatte ich mich gründlich verrechnet. Unsere Richterin nahm sich aussergewöhnlich viel Zeit für die Begutachtung der Windhunde. Die Warterei zog sich also wiederum über Stunden dahin. Als ich mit Qa'ani endlich an der Reihe war, war es bereits wieder Mittag vorbei. Aber mein Herzbube war heute nicht erschöpft, er zeigte sich im Ring so gut wie noch nie bisher an einer Ausstellung, er machte alles richtig. Die Richterin war freundlich und interessiert, und nahm ihre Aufgabe äusserst genau. Bis ins kleinste Detail begutachtete sie quasi jeden Quadratcentimeter meines Windhundes, bewertete eigentlich alles was sie beobachtete als gut und altersentsprechend, auch mit der heutigen Präsentation zeigte sie sich zufrieden. Der Hammerschlag für mich kam dann erst mit dem Schluss-Verdikt: Wiederum, wie bereits am Samstag, ein "Sehr gut" anstelle des erhofften "Vorzüglich". Also wieder nicht der erhoffte CAC-Punkt! Und diesmal, anders als gestern, verstand ich tatsächlich die Welt nicht mehr!!!


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Nun, trotz des nicht erhaltenen Punktes, der heutige Ausstellungstag war für mich und meinen Qa'ani quasi eine Versöhnung mit dem gestrigen Flop, und bedeutet ein doch freundlicher Abschluss unserer Windhund-Ausstellungs Karriere. Jegliche Aussicht, mit dem Qa'ani noch den Jugend-Schönheits Championtitel zu erreichen ist definitiv dahin, da für uns eine Ausstellungs-Teilnahme im Ausland oder in Genf nicht drinliegt. Der Qa'ani hat sich heute an seiner letzten Ausstellung von seiner besten Seite gezeigt. Mein guter Boy, Qa'ani, ich bin SOOO stolz auf dich!!! Du hast dich so wacker geschlagen, hast alles gegeben, auch wenn deine Leistung nicht in Punkten honoriert wurde. An Ausstellungen gelten halt andere Regeln, Richterbeurteilungen sind oft nicht nachvollziehbar, nicht verständlich. Das haben wir auch andernorts und vor Jahren schon nur zu oft erlebt. Und, eigentlich ist es ja ein grosses Glück: Wir brauchen uns nicht weiter mit Ausstellungs-Tagen rumzuschlagen, können unsere wertvolle Zeit miteinander anderweitig viel besser geniessen und verzichten ab sofort auf weitere Teilnahmen an solchen "Jahrmärkten der Eitelkeit". Gut so!


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