Durch meine Jagdhörner hatte ich bereits erste Tuchfühlung mit den Blechblasinstrumenten bekommen, da flatterte unverhofft ein gelbes Flugblatt ins Haus: „Gemeinsam musizieren, von 9 bis 99...“ stand da drauf. Es war eine Einladung, in der Dorfmusik mitzumachen, auch für Anfänger: Musikbegeisterte jeden Alters waren willkommen. Und diese Chance packte ich sogleich ohne zu zögern, ich meldete mich zum Anfängerkurs. Mein Instrument sollte das Es-Horn sein, nicht zu hoch, nicht zu tief in der Stimmung, einfach passend zu mir.
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Sehr bald durfte ich vom Anfängerkurs in die „richtige Musik“ wechseln. Das gemeinsame musizieren in unserer Brass-Band Formation machte mir sehr viel Freude. Ein guter Nebeneffekt war, dass ich mich als Neuzuzügerin rascher integrieren konnte in unserem Dorf, mich schneller und selbstverständlicher irgendwie dazugehörig fühlte. Die vielen Aktivitäten waren schliesslich aber auch der Grund, warum ich nach nur zwei Jahren bereits wieder meinen Austritt gab: Gründlich unterschätzt hatte ich nämlich die Pflichten einer Dorfmusik, nicht nur musikalisch aufzutreten an den fast unzähligen Dorfanlässen, sondern auch für zahlreiche rein organisatorische Dienstleistungen selbstverständlich zur Verfügung zu stehen. Dies aber sprengte bei weitem den zeitlichen Rahmen, den ich mir für dieses Instrument reservieren mochte. Ich wollte eigentlich nur gemeinsam musizieren, ich brauchte keine Freizeitbeschäftigung...

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Mein Es-Horn habe ich damit aber noch keineswegs beiseite gelegt! Nach meinem offiziellen Austritt aus der Musig Böju war das Es-Horn Register leider um weitere zwei Bläser geschrumpft, so dass ich nun das Privileg geniessen konnte, an den wichtigsten Auftritten im Jahr wie Jahreskonzert, Adventskonzert oder Musiktage das Es-Horn-Register weiterhin aktiv unterstĂĽtzen zu dĂĽrfen, jedoch ohne mich an den unzähligen andern, zeitraubenden Verpflichtungen beteiligen zu mĂĽssen. Eine win-win Situation also fĂĽr beide Seiten! Ventilhrner 4

Neben meinem Es-Horn habe ich mit grosser Freude auch diverse weitere Ventilhörner gespielt, zusätzlich zu den verschiedenen Naturhörnern wie Jagdhorn und Alphorn. Dies jedoch auf rein privater Basis, einfach aus Freude und Spass. Als allererstes Ventil-Instrument hatte ich mir zunächst ein Occasions-Waldhorn in B gekauft, um ohne lange Warterei in meiner ersten Jagdhornbläsergruppe mitspielen zu können, bis mein echtes Parforcehorn da war. Später, während meiner aktiven Zeit in unserer Dorfmusik, hatte ich mich heimlich verliebt in den weichen, goldenen Klang des Flügelhorns, von dem ich mir sehr viel später auch eine handgefertigte Luxusvariante erstanden habe beim Meister-Instrumentenbauer Thomas Inderbinen: Ein Modell "Wood", dessen weicher, samtiger Klang ein wenig an ein Holzinstrument erinnert. Dieses wunderschöne Instrument ist ein ganz besonderes Juwel für mich. Und, last but not least, habe ich mir für die Ferien, wo ein grosser, schwerer Instrumentenkoffer doch eher störend ist, eine süsse kleine blaue Taschentrompete besorgt, welche obschon sehr klein und handlich gebaut, dennoch betreffend Klangvolumen grandioses leistet. Ein richtiges Bijou von einem Trompetchen, welches immer mal wieder mitkommen durfte in unsere Wohnmobil-Ferien.

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Nun, das Alter hinterlässt auch bei mir seine Spuren. Die Kraft meiner Lippen ermöglichte mir irgendwann einmal keinen richtig schönen, sauberen Klang mehr beim Spiel auf meinen Hörnern. Statt mich zu ärgern über ein stetig unbefriedigender werdendes Spiel habe ich deshalb schliesslich umgesattelt auf die mit deutlich weniger Kraftaufwand spielbaren Flöten.


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